von Anaesthur Morgentau, Silbermond

Die schreckliche Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Eine mutmaßliche Fehlfunktion von Trainingsgolem II sorgte am gestrigen Frühabend nicht nur für schlimme Verwüstungen in der Akademie der arkanen Künste, sondern auch für eine Tragödie mit Verletzten und sogar Toten.

Dabei war das übermannsgroße Arkankonstrukt nach einer Generalüberholung erst vor Kurzem wieder für Übungszwecke zur Verfügung gestellt worden. Die GeoGaz berichtete über seine Rückkehr in den Dienst. Ob eine unsaubere Programmierung zur Aufhebung der Sicherheitsprotokolle führte, ist zur Stunde noch unklar. Gewiss ist, dass sich etliche Lehrlinge und weiteres Personal plötzlich mit einem ernsthaft tödlichen Gegner konfrontiert sahen, der vom teils zu Kampfsimulationen genutzten Innenhof des Akademiekomplexes aus Amok lief. Erst das beherzte Eingreifen herbeigeeilter Magister — nämlich vom Prorektor für Forschung Neroth Blutflamme, von den Dozenten Amranar Netherbann sowie Vecilis Whisperwell und vom Lehrstuhlbewerber Thalceron Sonnenfeuer — bereitete dem Terror ein Ende. Ein fünfter Meister der Zauberei, der Magiehistoriker Etharas Schattenwind, machte sich vor allem um die rasche Verwundetenpflege verdient.

Die Krankenstube zählte nichtsdestotrotz traurigerweise zwei Tote unter den Adepten. Arkanist Inthrusil Möwenflug aus dem Fachbereich Verzauberung und Empfangsdame Gilardris Tur’madren erlitten jeweils schwere Verletzungen. Mit leichten bis mittleren Blessuren kam ein knappes Dutzend Studenten, die noch glücklich zu fliehen vermochten, davon.

Die amtliche Bezifferung der Sachschäden ist zurzeit kaum möglich, unter anderem da Kuratorin Cecilyas Glockenhell zum Unterstadt-Tag in der Hauptstadt der Verlassenen verweilt. Außerdem ist eine nähere Besichtigung des übel zugerichteten Innenhofs mit einer vorläufigen Absperrung erschwert worden. Die in Fluren, Wänden und Säulen hinterlassenen Schneisen von energetischen Sägeblättern sprechen jedoch Bände für das Ausmaß des Kampfes.

Letztgenannten Waffen des Golems fiel zum Schock vieler auch die Statue vom Gründervater des Arkaneums, von Adeeran Runenklang, zum Opfer. Das Monument in der Eingangshalle, zu Pausen zwischen zwei Vorlesungen gerne von Lehrlingen aufgesucht, um sich miteinander über jüngste Tests und den Stand der Hausarbeiten auszutauschen, wurde geköpft. Die Fragmente sind inzwischen abgedeckt beziehungsweise weggeschafft worden.

Zweifellos sind Ermittlungen seitens des Rektorats zu erwarten. Bereits jetzt wird Arkanist Faelan Stillwasser, zuständig für die Betreuung des außer Kontrolle geratenen Konstrukts, inoffiziell als Verantwortlicher genannt. Ein merkwürdiger Eintrag seinerseits im Netzwerk der Adeptenbriefkästen, datiert auf zwei Stunden vor dem verstörenden Vorfall, wirft zudem die Frage auf, ob es sich um bewusste Rache und damit um mörderische Sabotage gehandelt haben könnte. Allerdings entzieht sich Stillwassers gegenwärtiger Aufenthalt jeglicher Kenntnis.