veröffentlicht von Geometragische Gazette am 19. August 2014

von Anaesthur Morgentau, Silbermond

Vorweggenommen sei, dass sich die magiehistorische Exkursion zum Runenstein Falithas bis zu einem bestimmten, beunruhigenden Einschnitt äußerst angenehm entwickelte. Auch wenn in Silbermond noch nicht viele den Anschluss an die Wanderung suchten, schwellte die Gruppe über Zwischenstationen wie die in Morgenluft schließlich auf mehr als zehn Adepten, Hospitanten und andere an.

Außer den Lehrlingen Arethan Winterglut, Catronia Sonnenkuss sowie Eadhadriel Sternenschweif durften die vormals zur Steuerung der Forschungsprojekte am Arkaneum angestellte Arkanistin Lady Livantha Abendlicht, der Bibliothekar im Ruhestand Baron Tarun Silberblitz, Skriptorin Lyndwin Nahey’Laduun, Lehrstuhlsekretär Varlandius Himmelslicht und weiterhin die Gäste Rezaliar Wolkenfackel, Cyntall Eisflamme und Kilara Dal’dorei begrüßt werden.

Im Schatten des zum Ziel erklärten Monolithen leistete Magistrix Vecilis Whisperwell — nach prägnanter Begrüßung durch Runenwächter Deryan, der Aushändigung einiger vom Dozenten für Bannung Elegias Sommersang bereitgestellter Abschriften (Eriane Tageslichts Essay “Verteidigung des Heimatlandes – Schichten der Verteidigung” und Arkanist Windrufers Aufsatz “Großflächige Abwehrzauber und stationäre Fokuspunkte”, Anm.d.R.) und einer Literaturempfehlung des selben Kollegen zu Arlen Blutspurs Buch “Geschichte der Runensteine von Quel’Thalas vor dem Einfall der Geißel” — einen Vortrag über jene Felsen, die als Hauptthema des Lehrausflugs ausgewiesen worden waren. Die letzte Offene Unterrichtseinheit des Magiehistorikers Etharas Schattenwind aufgreifend, reiste Whisperwell weiter in die Vergangenheit als so mancher Anwesende zunächst erfassen konnte. Denn für sie galt es zu Beginn zwei ursächliche Motive für die Errichtung der Runensteine, nämlich die begründete Vorsicht vor der Brennenden Legion nach dem Krieg der Ahnen und den Anspruch der Hochgeborenen, weiterhin Magie nahezu uneingeschränkt zu wirken, festzuhalten, um darüber ihre primäre Aufgabe herzuleiten: die Tarnung der arkanen Macht, die von den ungewöhnlich kraftvollen Leylinien und dem geschaffenen Sonnenbrunnen im noch jungen Quel’Thalas ausging. Effekte wie der auf den Aberglauben von Waldtrollen blieben nicht unerwähnt, spielten aber eine Nebenrolle in den Ausführungen.

Unter dem Aspekt des Grenzsteins stellte der Runenstein von Darrowehr, eine Binneninsel, tief in den heutigen Pestländern gelegen, eine Ausnahme dar, zu der die Exkursionsteilnehmer ideenreich Erklärungen für seine entlegene Installation — von einer Bündnispflicht gegenüber den Menschen von Arathor zu einem frühen Vorposten unserer Väter und Mütter — sammelten, bis die Magistrix auflöste, dass auch die moderne Runensteinforschung keine absolut gewissenhafte Antwort zur Frage nach der Bewandtnis böte. Es folgte das nacherzählte Schicksal des besagten Felsen in seiner Perversion beim Bau von sogenannten Altaren der Stürme auf Geheiß des orcischen Hexenmeisters Gul’dan im Zweiten Krieg und deren Wiederverwendung unter dem ehemaligen Kriegshäuptling Thrall als von Trollmaurern umgemeißelte Stätten, in denen schamanistische Energie zur Heilung kanalisiert wurde.

Darauf musste kein großer Bogen geschlagen werden, um an die artgleichen Monolithen zu erinnern, die die Geißel, angeführt vom damaligen Todesritter Arthas Menethil, während ihrer Invasion der thalassischen Heimat überwand, zerstörte und raubte. Die wenigen verbliebenen und neuerrichteten Runensteine erfüllen heute bei der Rückgewinnung des Landes den Zweck, die nekromantische Besudelung, eine Konsequenz der Tragödie, einzudämmen.

Wie sehr diese Bestrebungen einen verzweifeln lassen können, wurde spätestens im Versengten Hain schmerzlich vor Augen geführt, als sich die unterdessen halbierte Gruppe in das heruntergebrannte Waldstück zurückzog, um dort das Lager für eine Übernachtung im Freien herzurichten. Die Entscheidung für das größtenteils kahle Gebiet fiel in der Hoffnung auf freie Sicht zum weitab von Städten verdunkelten Himmel, um, wie geplant, den vor Kurzem entdeckten Kometen beobachten zu können. Der faszinierte Austausch über astromantische Theoreme und prophetische Deutungen erfuhr jedoch ein abruptes Ende, als der Fund beunruhigender Spuren am Hang, von dem man den schweifenden Besucher mittels Teleskop verfolgte, gemeldet wurde. Einer Einschätzung nach handelte es sich um einen frisch verwischten Zirkel, wie man ihn zur Beschwörung respektive Bannung von Dämonen verwendet.

Unter dem Eindruck dieser alarmierenden Entdeckung ließ Magistrix Whisperwell im Sinne der Sicherheit aller vorzeitig das Nachtlager abbrechen, während Lady Livantha den Unheil verkündenden Kreis mit einer Rune optisch markierte. Auf die erfolgte Teleportation nach Silbermond wurden nämlich umgehend die zuständigen Stellen im Sonnenzornturm über mögliche unautorisierte und damit feindselige Hexeraktivitäten im Versengten Hain unterrichtet.

Bis zu diesem schrecklichen Verdacht durfte buchstäblich behauptet werden, die Exkursion hätte unter einem guten Stern gestanden. Im Nachhinein kann allerdings in dem Dämonenzirkel ein Mahnmal für den Dienst, den die Runensteine neu und alt verrichteten, gesehen werden. Die Notwendigkeit ihres Schutzes ist vielleicht aktueller als man gemeinhin denkt.

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