7. September 2010

Kommunikation ist unumgänglich. Davon mag man halten, was man will, besonders einige Mitglieder aus den Klassen der Bann- und Hervorrufungsmagier betrachteten die Verständigung mittels Wort, Schrift und Bild als unglücklichen Umstand ihrer körperlichen Begrenztheit, den man am besten eher gestern als heute ausgemerzt hätte. Illusionisten und Weissager hingegen betrachteten die Notwendigkeit der Kommunikation als Segen und Grundlage ihrer Schule, waren sich in diesem besonderen Punkt ausnahmsweise einig, wo ansonsten der eiserne – wahlweise auch manaschildblaue – Vorhang des Schweigens, der gegenseitigen Asympathie und Sticheleien zwischen den Fakultäten herrschte.

Wichtigstes und erstes Medium des Arkaneums ist der Dialog - welcher sich in manchen Vorlesungen zugegebenermaßen sehr monologlastig verhält. Dispute unter Magiern wurden in den meisten Fällen eher mit Worten denn mit Magie ausgetragen, immerhin sollte es keine ernstlichen körperlichen Schäden geben, dies wäre zu barbarisch. Das Opfer sollte soziale Schmähungen und Schande erleiden, die Wangen vor Schmach erröten wie der Morgenhimmel und es am besten um Gnade und neuerlichen Aufstieg im Sozialgefüge betteln, dies wäre der elfischen Würde und Tradition angemessen.

In den Diskussionsrunden – deren Zahl periodisch schwankt und sich derzeit auf einer neuerlichen Bergfahrt nach erreichen eisiger Stille befindet – galt die größte Aufmerksmakeit schon immer die größte Aufmerksamkeit dem Redner, der es verstand, seine Botschaft auf die rhethorisch geschickteste Weise zu verkaufen. Ausnahmen bildeten hier nur die größeren Entdeckungen der Magiergeschichte wie zum Beispiel das Frostfeuer oder die erste Stabilisierung eines Langstreckenportals nach Stormwind.

Die beliebtesten Vorlesungen gehören den schillerndsten und kompetentesten Dozenten, nur mit einem lassen sich die Adepten, welche in der Gnadenlosigkeit ihres Urteils manches Mal ihre Lehrmeister gar übertreffen, ungern abspeisen. Trockene Vorlesungen gepaart mit noch trockenerem Stoff wie zum Beispiel der Magietheorie oder Historie leiteten Massenpaniken ein, oder zumindest derart verdrießliche Blicke, als würde den Schülern Fraß aus Orcküchen serviert.

Mag dem gesprochene Wort in der Gegenwart und Welt der ‘Lebenden’ die Bühne gebühren, so weiß sich die Schrift in der zeitlosen Welt des Wissens auf dem Thron. War man in den ersten Dekaden und Jahrhunderten noch daraus angewiesen Folianten und Grimoiren aus den privaten Bibliotheken oder aus denen des damaligen Sonnenwanderturms oder der Falthrienakademie zu verwenden, verfügte das Arkaneum zu seiner Jahrtausendfeier, und somit auch die frisch gegründete Akademie, über eine umfangreiche Bücherei, welche sich aus eigenen Werken speiste. Stolz konnte das Arkaneum die hauseigene Akademie mit Lehrwerken versorgen und auch die neusten Entdeckungen der Forschung schlugen sich in Essays, offenen Briefen oder Kolumnen nieder, welche somit der gesamten Einrichtung zu Gute kamen, auch den neu immatrikulierten Adepten.

Die Wacht über den Wissensschatz überließ die Familie Runenklang damals dem Magister Jeandar Hainwisper und seinen Nachkommen, welche bis heute der Tradition gemäß die Bibliothek ordnen, Werke katalogisieren und nötigenfalls mit entsprechendem Nachdruck von säumigen Entleihern zurückfordern. Nicht selten sollen die gefürchteten Blauen Briefe in deren Fingern zu Eis erstarrt sein, was üble Erfrierungen nach sich zog. Und dies war noch die harmloseste Variante der Hainwisperdynastie, welche auch den arkaneumseigenen Verlag führt und zum Teil verwaltet.

Doch alleine Folianten und Grimoiren lassen keinen steten Fluss von präzisen Informationen entstehen und so wurde wenige Jahrzehnte nach der Arkaneumsgründung eine Wochenzeitung ins Leben gerufen, deren Name im Laufe der Jahrtausende wechselte wie die Gezeiten. Es gab Zeiten, in denen erschien das Arkaneumsblatt in einem Monat unter drei unterschiedlichen Titulierungen, es gab sogar eine denkwürdige Woche, an dem es unter zwei verschiedenen Namen herumgereicht wurde, dem “Arkanen Kurier” und dem “Magischen Magazin”. Die Umbenennung der Arkaneumszeitung war früher vielleicht ein denkwürdiges Ereignis, heutzutage führt sie zu einem Kopfschütteln und Schmunzeln unter allen Beteiligten. Nächsten Monat würde sie wahrscheinlich ohnehin anders heißen, und diese Tradition wurde mit beinah derselben Gewissenhaftigkeit gepflegt wie der Teppichritt der Frischlinge unter den Adepten. Seit geraumer Zeit hat sich jedoch der Titel “Geometragische Gazette” etabliert. Die Zeit wird zeigen, wie lang die Bezeichnung Bestand hat.

Verfügte das Arkaneumsblatt, welches inzwischen auch die Akadamie in seinen Wirkungsbereich einschließt, früher noch über ein einziges Blatt mit bedruckter Vorder- und Rückseite, sind in der Gegenwart zwanzig- bis dreißigseitige Wochenausgaben mit Illustrationen und teils eingewirkten Billigillusionen keine Seltenheit mehr. Exemplare lassen sich in den Foyers und Lesesälen des Instituts finden, die Bibliothek verfügt über ein Archiv eigens eingerichtet für die Lagerung älterer Exemplare, selbst wenn man dazu überging, die älteren Exemplare auf illusionäre Speicherkristalle zu überschreiben. Dazu gibt es eine Entwicklung, die den Schriftliebhabern im Besonderen wenig behagt.

Denn das Arkaneum wäre nicht das Arkaneum, würde man die Magie nicht zur Weitergabe von Informationen nutzen. Die Arten und Formen, welche dabei genutzt werden sind vielfältig und in der Theorie unbegrenzt.

Verzauberte Briefe

Pergament, Feder und Tinte, nötigenfalls noch Wachs mit entsprechendem Siegel, mehr benötigt der schlichte, handgeschriebene Brief eigentlich nicht, außer vielleicht einer lesbaren Handschrift statt einer Klaue, als hätte sich ein Hund mit Pfeil im Kopf am Schreiben versucht. Wie gesagt, eigentlich. Auch unter Magiern gibt es solche, die im Herzen ihre Jugend und Verspieltheit erhielte, Wettbewerbe um Form, Kunst und Extravaganz sind nicht selten unter den Magistern des Arkaneums, und ging es darum, die Dame des Herzens zu beeindrucken und zu erobern, schwang sich manch Adept, dessen Kreativität normalerweis nicht einmal für Strichmännchen genügte, zu wahren Höchstleistungen auf.

Die Variationen sind mannigfaltig. Tinten werden verzaubert, sodass sie zum Beispiel in allen Farben des Regenbogens schimmern, eine spiegelnde Fläche ergeben, in der man sein eigenes Antlitz erkennen kann, dass manche Worte beim darüberstreichen von einer Stimme gesprochen werden, die nach Wahl glockenhell oder von einem rauchigen Bass oder irgendetwas zwischen ist. Es soll Briefe geben, welche gar bei Berührung ihren Inhalt selbstständig vortrugen, aber diese Methode wird im Allgemeinen als unpraktisch betrachtet, geschehen in öffentlichen Räumen flüchtige Berühungen zu rasch und ein brabbelnder Liebesbrief kann für alle Beteiligten durchaus peinlich sein. Die Schrift kann sich ähnlich Blüten über das Pergament ranken, Düfte werden freigesetzt, sobald bestimmte Konditionen erfüllt sind; der ästhetische Schnickschnack kennt keine Grenzen.

Bestimmte Moden führten dazu, dass Briefe auch nicht mehr einfach in Umschlägen mit Siegelwachs versandt werden. Die einfachste Methode ist es noch, den Brief mittels Telekinese in eine gefällige Form gefaltet – meist die eines Flugvogels, aber auch als Luchse umherpirschende Pergamente oder Falkenschreiternachrichten, die durch die Gegend hetzten wurden bereits gesichtet – und dann auf seinen Weg geschickt. Je nachdem, woher der Wind weht, sind es gefaltete (Drachen-)falken, Kraniche, Tauben, Raben, Adler oder Ibisse, welche in Scharen durch die Korridore des Arkaneums flattern. Komplizierte Varianten, welche die begabteren Transmutiationsmagier nutzen, beinhalten die temporäre Verwandlung des Briefes unter Anderem in eines der oben genannten Tiere, wahlweise zwitschern so Nachtigallen ein bezauberndes Ständchen, eh sie sich in einen schlichten Brief zurückverwandeln. Die Illusionistenzunft nutzt ähnliche Zauber, so krallt sich das Abbild eines Raben einen Brief und trägt ihn zu seinem Ziel, nur um ihn dort abzulassen und darauf in den meisten Fällen effektheischend zu verschwinden. Beschwörer hingegen erschaffen magische Wesenheiten, die ihren kühnsten Phantasien entspringen, um sie als Brieftäublein zu missbrauchen.

Magische Fernkommunikation

Da die Telepathie den gewöhnlichen Magiern leider vorenthalten ist, müssen sie sich für schnelle und zeitnahe Kommunikation über Distanz anderer Mittel behelfen. Die Stunde der Weissagung hat geschlagen.

Häufig sind es Spiegel, welche mit Sehersprüchen versehen sind und welche zumeist Blick durch ein entsprechendes Gegenstück ermöglichen, sodass man sich über weite Strecken durch das Glas unterhalten kann. Es handelt sich hierbei um die einfachste, aber verbreiteteste Variante der Fernkommunikation, wobei ‘verbreitet’ hierbei als in der Gesamtheit selten gelesen werden sollte. Wäre die Kommunikation über Weissagung derart einfach, hätte das Elfenreich wahrscheinlich keinen so empfindlichen Fall hinnehmen müssen.

Für die edelste Variante der magischen Fernkommunikation kommen die Weissager nicht umhin, zähneknirschend auf die Kenntnisse der Illusionsmagie zurückzugreifen, um zum Beispiel mit einfachen Ringen und Projektionen denselben Effekt zu nutzen. Mittels verzauberter Ringe ist es so möglich, sich mit dem Abbild des anderen Trägers zu verständigen, welcher ebenfalls über eine Illusion das Gesagte mitgeteilt bekommt. Ringe dieser Art sind jedoch sündhaft teuer, da extrem reine Diamanten verwendet werden, welche in ihrer kristalinen Struktur zudem ähnlich sein müssen. Nur wenige hochrangige Adlige, Magister und Militärs verfügen über das Privileg, einen solchen Ring ihr Eigen nennen zu dürfen – und selbst dann können sie nur mit dem Träger des Gegenstücks kommunizieren.

Einfache Botschaften hingegen werden gerne auf breiter Fläche mittels Kristallverbindungen unter das Volk gebracht. Dazu erfahren Kristalle im Regelfall eine Verbindung mittels Verzauberung ähnlich dem Verteilersystem Silbermond. Sie hingegen sind vollkommene Gegenstücke zu jedem anderen Kristall ihres Wesens, je größer die Anzahl, desto größer ist auch der Energieaufwand zu bezeichnen. Mittels einfacher Illusionskunst werden Nachrichten in diese Kristalle geprägt, welche darin verweilen und sich auf die anderen Strukturen übertragen, eine einfache Aktivierung mittels arkaner Magie ermöglicht das Lesen dieser Nachrichten. Die so genannten Adeptenbriefkästen basieren auf diesem Prinzip.

Mithilfe von Portalen ist es möglich, direkt in Kontakt mit anderen zu treten, sei es, weil man sich direkt zum Gegenüber begibt oder seine Stimme durch den Vortex schickt, auch kann man schlichte Nachrichten durchs Portal reichen, ohne Verzögerungen zu erwarten. Jedoch gilt diese Nutzweise von Portalen als ineffektiv, da es für das Versenden von Botschaften in den meisten Fällen einfachere und sicherere Methoden gibt.

Arkansphären

Einfacher in der Herstellung und demnach kostengünstiger und weiter verbreitet sind hingegen die Arkansphären, an deren Aufkommen sich sehr gut der derzeitige Stand der Elfengesellschaft im zyklischen Wandel von aufkommender Dekadenz und einer Zeit der Mäßigung festmachen ließ. Das derzeitige Aufgebot an Arkansphären sprengt alle vorherigen Rekorde.

Die Entstehungsgeschichte dieser kleinen Werkzeuge ist dabei relativ unrühmlich. Man stelle sich vor, man lasse zwei mittelmäßig begabte Adepten nach einer Nacht mit Wein, Mana und Gesang in die der Weiblichkeit vorbehaltenen Teile des akademischen Internats torkeln, wo ihnen nichts anderes als die Schnapsidee kommt, doch einmal in die Schlafräume der Frauen zu spähen. Etwaige Weissagungszauber schlagen jämmerlich fehl, da keiner von ihnen besonderes Talent aufweist. Nach einigem Überlegen kamen die beiden jungen Elfen darauf, doch den letzten Manakristall zu verzaubern, dass er heraufschwebt und die Bilder der hoffentlich nackten und sich gegenseitig einseifenden Adeptinnen einfängt, um sie als Illusion zu zeigen. Gesagt, getan. Die Bilder erwiesen sich als unspektakulärer als erwartet und die Adepten zogen missmutig ab, aber ihre Idee behielten und verfeinerten sie, um natürlich die Bannmagie des Mädchentraktes zu durchbrechen. Diese Adepten hörten auf die Namen Neanr Flüstermeer und Kalthar Freiwind und tatsächlich, irgendwann wurden auch sie erwachsen, erkannten den Nutzen ihrer Idee und begannen, sie der Öffentlichkeit zu präsentieren. Am Ende ihres Lebens waren sie reich, umworben und hatten derlei Spirenzchen wie das heimliche Spicken nicht mehr nötig.

Die Grundlage einer Arkansphäre besteht dabei aus Folgendem; einer Kraftquelle, bei der es sich meistens um einen Manakristall oder ähnliches handelt, einem simplen Schwebezauber vermischt mit einer Weissagung, sodass die Sphäre nicht gegen jedes Hindernis fliegt, das sich ihr bietet und einer beliebigen anderen Verzauberung; zur Kommunikation werden hierbei Illusionen eingesetzt, welche zuvor aufgezeichnet werden. Mit der Verfeinerung trug es sich zu, dass die Sphären nun über Ummantelungen und Verzierungen verfügen, manche das Aussehen eines Apfels besitzen, um möglichst unauffällig zu schweben, andere im Gegenzug in schillernden Farben des jeweiligen Hauses glänzen oder gar so hell leuchten, dass sie als Leselicht fungieren können. Die meisten kaufbaren Arkansphären sind ‘roh’ erhältlich, was bedeutet, dass der Fokuskristall im Inneren mit einer speziellen Verzauberung vorbereitet wurde, nach Aktivierung die Anweisungen für die eigentliche Wirkung zu absorbieren, sei es nun ein Illusionszauber, ein Manaschild oder eine weitere Weissagung. Dabei sind die Kraftquellen inzwischen austauschbar und fungieren nicht mehr als Träger der eigentlichen Magie, was zwar die Energieübertragung mindert, aufgrund besonders leitfähiger Legierungen wird dieser Nachteil jedoch stetig vermindert.

Die Arkansphäre als eigenständige magische Schöpfung, welche nicht der Beschwörung zugerechnet wird und demnach permanent und nicht temporär vorhanden ist, bildet einen Meilenstein in der arkanen Forschung, welches das Arkaneum gern für sich verbucht. Die Weiterentwicklung der Sphäre bildet das so genannte Arkankonstrukt, dessen Kronen der Forschung heutzutage durch die Straßen Silbermonds patrouillieren und Ordnung gemahnen. Der Verwendungszweck der Arkansphären ist vielfältig, wie angedeutet werden sie schon länger als platzsparende Alternative in den Bibliotheken von Arkaneum und Akademie verwendet. Mit der exzessiven Magienutzung nimmt allerdings ebenso der Gebrauch von Arkansphären zu, die als Speichermedium für Zeitungen, Botschaften, Illusionen genutzt werden. Jedoch sind Arkansphären aufgrund eines einfachen Umstandes außerhalb von Magierkongregationen nicht sehr weit verbreitet; ihre Handhabung erfordert Geschick im Umgang mit Magie. Ein Umstand, der sich gewiss vermindern ließe, aber weshalb sollten die Magister den Vorteil der Arkansphären anderen gewähren?

Innerhalb des Arkaneums

Das Arkaneum verfügt über ein mannigfaltiges Repertoire an Möglichkeiten, die Verständigung innerhalb der eigenen Mauern zu erleichtern. Reihenweise simpler Foki ermöglichen es Briefen, Arkansphären und Nachrichten, ohne größere Sorgfalt auf schützende Weissagungs- und Bannzauber verwenden zu müssen, sich an ihnen zu orientieren und so sichere Pfade in jegliche Richtung zu finden. Eingehende Post wird mittels eines Kraftfeldes nach Empfängern sortiert, sofern der Absender ein spezielles Siegel verwendete, welches dem Großteil der gehobenen Schichten wohl bekannt war. Der Rest musste warten, bis die Bediensteten die Briefe in primitiver Handarbeit sortiert und abgeliefert hatten. Zwischen den Bereichen der Leitung des Arkaneums und den Räumen der Akademieverwaltung existiert eine winzige, dauerhafte Portalöffnung, durch welche an hektischen Tagen im Minutentakt die Memoranden flattern. Ansonsten ist im Arkaneum so ziemlich jede Art magischer Kommunikation erlaubt, solange niemand dabei zu Schaden kommt. Das Gemäuer ist durch Bannzauber vor Schäden gesichert, die explodierende Briefe, Arkansphären, welche in maschineller Stumpfheit gegen die Wände schweben oder außer Kontrolle geratene Arkankreaturen anrichten können. Betreten auf eigene Verantwortung.